» Oh, Meister! «
» Aber warum? Warum dieses heftige Weinen? «
». . . Maria ist schlimmer als zuvor . . . Sie ist anders geworden, aber ist immer noch sehr schlecht. Sie kommt mir wahnsinnig vor . . . Ich verstehe sie nicht mehr. «
» Auf, beruhige dich und sage mir, was sie macht. Warum ist sie schlecht?«
» Vom Augenblick an, da ich angekommen bin, ist Maria nicht mehr aus dem Haus und dem Garten gegangen; nicht einmal, um mit der Barke auf den See hinauszufahren. In der ersten Nacht sagte sie zu mir, und deswegen hatte ich so große Hoffnung: » Halte mich zurück, binde mich meinetwegen an; aber lass mich nicht mehr ausgehen und lass nicht zu, dass ich andere Menschen sehe als dich und die Amme. Denn ich bin krank und möchte geheilt werden. . . . «, und dann weinte sie haltlos.
Und ich habe ihrem Willen entsprochen. Mit Güte, wenn sie vernünftige Stunden hatte; mit Entschiedenheit in den Stunden, in denen sie mir wie ein wildes Tier im Käfig vorkam. Aber sie hat sich nie gegen mich aufgebäumt. Im Gegenteil, wenn die Stunden größter Versuchung vorüber waren, kam sie zu mir und weinte zu meinen Füßen, legte den Kopf auf meinen Schoß und sagte: » Verzeih mir, verzeih mir! « Wenn ich sie dann fragte: » Aber was denn, Schwester? «, dann antwortete sie mir: » Kurz zuvor oder gestern abend, als du mir gesagt hast: » Du gehst nicht fort von hier «, habe ich dich in meinem Herzen gehasst, verflucht und dir den Tod gewünscht. «
Ist sie vielleicht wahnsinnig? Hat ihre Lasterhaftigkeit sie wahnsinnig gemacht? Ich denke mir, dass irgendein Liebhaber ihr einen Gifttrank gegeben hat, um sie zur Sklavin seiner Lust zu machen, und dass ihr das Gift in den Kopf gestiegen ist . . .
… Und dann weinte sie manchmal oder lachte sarkastisch wie eine Verrückte oder Besessene. Oder sagte mir: » Schau mal, am besten mach ich es so, und mache Schluss mit mir! « Dann wand sie sich die Zöpfe um die Kehle und zog sie zu, bis sie blau wurde, als wolle sie sich erdrosseln. Manchmal, wohl wenn sie ihr fleischliches Verlangen stärker fühlte, bemitleidete oder misshandelte sie sich selbst. Ich habe sie einmal vorgefunden, wie sie sich heftig auf die Brust und den Schoß schlug, sich das Gesicht zerkratzte und den Kopf gegen die Mauer schlug; und als ich sie dann fragte: » Warum tust du das? «, da drehte sie sich wütend um und sagte: …
Für Mich Gibt Es Keine Barmherzigkeit Mehr
Maria von Magdala: Illustrierte Kurzgeschichte
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Product Description
» Oh, Meister! «
» Aber warum? Warum dieses heftige Weinen? «
». . . Maria ist schlimmer als zuvor . . . Sie ist anders geworden, aber ist immer noch sehr schlecht. Sie kommt mir wahnsinnig vor . . . Ich verstehe sie nicht mehr. «
» Auf, beruhige dich und sage mir, was sie macht. Warum ist sie schlecht?«
» Vom Augenblick an, da ich angekommen bin, ist Maria nicht mehr aus dem Haus und dem Garten gegangen; nicht einmal, um mit der Barke auf den See hinauszufahren. In der ersten Nacht sagte sie zu mir, und deswegen hatte ich so große Hoffnung: » Halte mich zurück, binde mich meinetwegen an; aber lass mich nicht mehr ausgehen und lass nicht zu, dass ich andere Menschen sehe als dich und die Amme. Denn ich bin krank und möchte geheilt werden. . . . «, und dann weinte sie haltlos.
Und ich habe ihrem Willen entsprochen. Mit Güte, wenn sie vernünftige Stunden hatte; mit Entschiedenheit in den Stunden, in denen sie mir wie ein wildes Tier im Käfig vorkam. Aber sie hat sich nie gegen mich aufgebäumt. Im Gegenteil, wenn die Stunden größter Versuchung vorüber waren, kam sie zu mir und weinte zu meinen Füßen, legte den Kopf auf meinen Schoß und sagte: » Verzeih mir, verzeih mir! « Wenn ich sie dann fragte: » Aber was denn, Schwester? «, dann antwortete sie mir: » Kurz zuvor oder gestern abend, als du mir gesagt hast: » Du gehst nicht fort von hier «, habe ich dich in meinem Herzen gehasst, verflucht und dir den Tod gewünscht. «
Ist sie vielleicht wahnsinnig? Hat ihre Lasterhaftigkeit sie wahnsinnig gemacht? Ich denke mir, dass irgendein Liebhaber ihr einen Gifttrank gegeben hat, um sie zur Sklavin seiner Lust zu machen, und dass ihr das Gift in den Kopf gestiegen ist . . .
… Und dann weinte sie manchmal oder lachte sarkastisch wie eine Verrückte oder Besessene. Oder sagte mir: » Schau mal, am besten mach ich es so, und mache Schluss mit mir! « Dann wand sie sich die Zöpfe um die Kehle und zog sie zu, bis sie blau wurde, als wolle sie sich erdrosseln. Manchmal, wohl wenn sie ihr fleischliches Verlangen stärker fühlte, bemitleidete oder misshandelte sie sich selbst. Ich habe sie einmal vorgefunden, wie sie sich heftig auf die Brust und den Schoß schlug, sich das Gesicht zerkratzte und den Kopf gegen die Mauer schlug; und als ich sie dann fragte: » Warum tust du das? «, da drehte sie sich wütend um und sagte: …